Soziales Gruppentraining SGT
Erlebnispädagogik in der Jugendhilfe
Ausgangspunkt
Jugendhilfe zielt nach Ihrer gesetzlichen Grundlage (§ 1 Abs. 3 SGB VIII) unter anderem auf folgende positive Veränderungen ab:
- Förderung junger Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung, Vermeidung und Abbau von Benachteiligungen
- Beitrag zur Erhaltung oder Schaffung positiver Lebensbedingungen für junge Menschen
- Überwindung von Entwicklungsschwierigkeiten und Verhaltensproblemen bei Kindern und Jugendlichen, Förderung sozialen Lernens im Rahmen der sozialpädagogischen Gruppenarbeit (§ 29)
- Konkrete Angebote für Jugendliche, die in Entwicklungsschwierigkeiten oder Krisen stecken und durch problematische Verhaltensweisen auffallen
- Erweiterung der sozialen Handlungsmöglichkeiten, Entwicklung alternativer Handlungsstrategien zur konstruktiven Konfliktbewältigung
Was kennzeichnet die Erlebnispädagogik (EP)
- Ganzheitlicher Ansatz: Lernen mit Kopf, Herz und Verstand
- Begleitung von Lernprozessen mit handlungsorientierten Methoden
- Begleitung eines Entwicklungsprozesses
- EP fördert den Menschen in seiner Selbstkompetenz
- Wirkungsmodelle von Erlebnispädagogik: Reflexion und Transfer
- Erhöhte Wirkungskraft und Nachhaltigkeit durch intensives Erlebnis
- Voraussetzung: Die Qualität der Erlebnisse muss in die Erfahrungswelt der Jugendlichen übertragen werden können.

Das Komfortzonenmodell
- Komfortzone: nennt den üblichen Lebensbereich, in dem sich Menschen wohlfühlen, Handlungen sind eingespielt
- Lernzone: Neuland, Erfahrungen und Erlebnisse, die in diesem Risikobereich gemacht werden, in dem sich die Jugendliche nicht mehr auskennen und sicher fühlen führen zu neuen Möglichkeiten und Perspektiven
- Panikzone: kein Lernen möglich, da Jugendliche Extremsituationen ausgesetzt sind
Ausgestaltung des gruppenpädagogischen Angebotes
Zielgruppe
- Jugendliche männliche und weibliche Teilnehmer von 13- 18 Jahren
- Jugendliche mit auffälligen Störungen im Sozialverhalten
- Jugendliche, welche erheblich in ihrem Lernen und ihrer Leistung versagen
- Jugendliche, welche wenig Struktur kennen
- Jugendliche, welche durch verschiedene Faktoren ein schlechtes Selbstkonzept haben
- Jugendliche, bei denen bereits eine ambulante Betreuung installiert ist; hier kann der Kurs noch einmal an persönliche Bedarfe anknüpfen damit eine gemeinsame Zielausrichtung in Kooperation mit der ambulanten Betreuung stattfinden
- Gruppengröße: maximal 14
- 2 Trainer: 1 Anti- Gewalt Trainer, 1 EP Trainer
Zeitliche Rahmenbedingungen
- Gesamtumfang ca. 35 Stunden
- 11 Trainingseinheiten
- 9 Einheiten jeweils wöchentlich à 2,5 Stunden
- zwei Blocktage, zu Beginn und zum Ende der Maßnahme à 6 Stunden
- Vorgespräch mit zuständigem Ansprechpartner des Jugendamts
- Vorgespräch und Hausbesuch zur Vertrauensbildung
Ziele
- Entwicklung individueller Persönlichkeitsmerkmale
- wie Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl, Spontaneität, Eigeninitiative, Kreativität, Selbstverantwortung, realistisches Selbstbild und Überprüfung von Wertesystemen.
- Förderung sozialer Kompetenzen
- wie Teamarbeit, Rücksichtnahme, Kommunikationsfähigkeit, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft und Konfliktbewältigung.
Methodik
- EP Aktionen finden im Gruppensetting statt
- Dadurch sind die Teilnehmer gezwungen, gemeinsame Regeln und Vorgehensweisen, die zur Lösung von Aufgaben nötig sind, zu finden und einzuhalten.
- Handlungsmuster wie Flucht oder Rückzug aus der Situation führen zu entsprechenden Feedback der restlichen Gruppenmitglieder
- Jedes Gruppenmitglied hat dadurch die Möglichkeit, sich seines Verhaltens bewusst zu werden, es zu überdenken und gegebenenfalls zu ändern.
- Die Teilnehmer an erlebnispädagogischen Aktionen sollen den Ausgang der Aktionen aktiv beeinflussen können. Die Kontrolle über ihre unmittelbare Umgebung soll damit wiedererlangt werden.
- Durch anschließende Reflexionen kann aus einer erlebnispädagogischen Aktion eine Erfahrung werden. Aktion und Reflexionen stehen im Idealfall in einem beständigen Wechselspiel.
- ERKENNEN – ÄNDERN – HANDELN
Inhalte
- Kennenlernen in der Gruppe, Erwartungsabfrage, WERTEVERTRAG, Darstellungsverlauf des Sozialen Trainingskurses
- Kooperation light: Spiele zu Interaktion und Kommunikation, Wertevertrag, bewegungsorientierte Spiele
- Vertrauensübungen, Selbst- und Fremdwahrnehmung : Wahrnehmungs- und Sensibilisierungsparcours
- Grenzsituationen: Abseilen, Klettern, Höhe
- Konfliktsituationen in Gruppen und deren Umgehensweise
- Umgang mit Gewalt in verschiedenen Situationen; Rollenspiele
- Kooperation intensiv

Bescheinigung
Nach Beendigung des Sozialen Trainingskurses erhalten die Jugendlichen und jungen Heranwachsenden eine Bescheinigung über ihre Teilnahme. Eine erfolgreiche Teilnahme an dem Kurs kann allerdings nur bescheinigt werden, wenn die einzelnen Teilnehmer sich an die Verbindlichkeiten und Regeln des Kurses gehalten und alle Termine wahrgenommen haben.
Ausschlusskriterien
- Unentschuldigtes Fehlen
- Alkoholisierte und/oder unter Drogeneinfluss stehende Jugendliche
- Verweigernde Teilnahme
Kosten
- Die Gesamtkosten den sozialen Trainingskurses belaufen sich auf 320,- Euro pro Jugendlicher.
- In den Kosten sind folgende Leistungen enthalten:
- Vorgespräch und Bedarfsanalyse
- Gesamte Betreuung des Angebotes durch 2 Trainer
- Material
- Verpflegung
- Auslagen für erlebnispädagogische Aktionen